Sonntag, 16. Dezember 2007

3, 2, 1... meins!?

Ein Witz ist es, wie sich derzeit ein Teil der StudiVZ-Gemeinde über neue AGBs empören. Hintergrund des Ärgers ist, dass sich StudiVZ von nun an das Recht vorbehalten möchte, seine Mitglieder mit personalisierter Werbung zu "versorgen". Hierzu wertet das Netzwerk die jeweiligen persönlichen Angaben der User aus, wie zum Beispiel die Lieblingsbücher, Musikgeschmack, Hobbies/Interessen und so weiter. Somit ist gewährleistet, dass die zukommende Werbung exakt auf die "Bedürfnisse" des Mitglieds angepasst ist. Ein Ablehnen der Werbung ist zwar möglich, allerdings ist man dann auch raus aus dem VZ.

Angst der "Studis" war zu Beginn die angekündigte Werbung über Instant-Messanger und Handy zu erhalten. Irnoisch erscheint es hierbei, dass User Angst vor Werbung via Messanger oder Handy haben, jedoch keinerlei bedenken vor Telefonstreichen oder Stalking. Die anfangs unterstellte Daten-Weitergabe an Dritte wäre eine duchaus nachvollziehbare Sorge, diese stand aber tatsächlich nicht eine Sekunde zur Debatte. Zu beiden Punkten sichert das Online-Netzwerk in einer überarbeiteteren Version der AGBs zu, dieses Vorhaben nicht umzusetzen, nachdem es in der ersten AGB-Version noch sehr schwammig formuliert wurde.

Also wo ist das Problem? Angepasste Werbung zu erhalten, die aus den angegebenen Daten erstellt wurde?

In diesem Falle sollte man E-Mail Accounts beispielsweise bei GMX fortan ebenfalls sabotieren, denn nichts anderes bezwecken die Fragen zu Hobbies, Sport, Freizeit etc. bei der Erstellung des Accounts. Ebenso wäre Ebay, Last.FM, Amazon und Konsorten nicht mehr zu unterstützen, da diese mit kollaborativen Filtern arbeiten: Sie werten Daten einer ganzen Gruppe aus und erstellen daraus personalisierte Angebote. Und selbst Google als Suchmaschine nutzt mit Google AdWords beziehungsweise Google AdSense artverwandte Technologien. Über PayBack, Happy Digits oder auch über Online-Gewinnspiele möchten wir gar nicht erst reden und besonders die künftig eingesetzten RFID-Chips lassen StudiVZ doch wie ein Tropfen auf dem heißen Stein erscheinen.

Kurz: Wer sich darüber empört, sollte sich aus dem Internet gänzlich verabschieden und in Zukunft in einem der verbliebenen Tante-Emma-Läden einkaufen. Ob es einem passt oder nicht, in der heutigen Zeit wird mit persönlichen Angaben äußerst fahrlässig umgegangen: sei man selbst derjenige, der zu schnell zu viel von sich preis gibt oder das Unternehmen, das diese Daten zu seinen gunsten nutzt. Doch das jüngste Beispiel ist schlicht ein Aufstand von uninformierten Revoluzzern unserer "Bildungselite", der in gewisserweise sicher verständlich ist, jedoch eine Problematik behandelt, die seit Ewigkeiten aktuell ist und nun scheinbar auch entgültig den Letzten erreicht hat.

Siehe hierzu auch FAZ.net und ausführlicher auf Spiegel.de

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

also ich muss sagen, mir geht das auch gehörig gegen den strich, was im studiVZ abgeht. und ich habe nicht im geringsten vor, mich aus dem internet zurückzuziehen und nur noch im "tante-emma-laden" einzukaufen. nicht jeder, der sich darüber aufregt, lebt so weit hinter dem mond, als sei ihm oder ihr nicht bewusst, dass sowas im www gang und gebe ist. aber wieso den leuten den mund verbieten? nur weil sowas überall passiert, soll man es nun hinnehmen, weil es sich ja schon etabliert hat?
und solche sachen wie rfid etc sind meiner meinung nach eine ganz andere härtestufe. aber nur weil es schlimmeres gibt, als das, was das studiVZ nun macht, den mund halten? nö, nich meine meinung.

grüße

Anonym hat gesagt…

Woah Alter... kolabnorative Filter. Da hat aber jemand damals im zweiten Semester so richtig gut aufgepasst ;)

Lange + Weile hat gesagt…

@Aylin: ich glaube da hast du mich falsch verstanden. Ich möchte, kann und will natürlich niemandem den Mund verbieten. Ich finde es nur enorm albern urplötzlich diese Sache so aufzubauschen, während Jahre und Social Networks/Internetdienste zuvor sich kein Mensch drum geschert hat, was er dort eigentlich "unterschreibt".

Doch kaum kaut man jemandem mal vor was dort eigentlich drin steht (das beziehe ich gar nicht auf Dich, da ich Dir durchaus zutraue das Du soetwas vorher aus Eigenverantwortung liest und auch beurteilen kannst), wird ein riesen Aufstand geprobt, á la "das ist ja eine riesen Sauerei". Ja, ist es defintiv. Aber auch ja, das gab es schon immer. Selbst lange vor dem Internet. Sicher rechtfertigt das nicht StudiVZs neue Politik. Aber es rechtfertig genauso wenig den einen an den Pranger zu stellen und den Rest der gleichwertig oder sogar schlimmeren Meute unbeachtet davon ziehen zu lassen. Soetwas zeugt von Ahnungslosigkeit über das Thema als solches. Es ist die unübersehbare Unwissenheit der Mehrheit (und damit distanziere ich mich von dem Wort Allgemeinheit), dass sie solche AGBs tagtäglich und seit Jahren bereits eingehen, die diesen Fall so ins lächerliche zieht.

Doch statt diese derzeitige Energie, die nun auf eines von unzähligen Plattformen gerichtet wird, beispielsweise eben auf das tatsächlich um einiges größere RFID-Problem zu verwenden, kommt kein Mensch. Und jetzt rate mal warum! Im übrigen wird man DAS Problem nicht so einfach mit einem "Häkchen entfernen" los.

Um es kurz zu halten: Entweder habe ich etwas dagegen das meine Daten verwendet werden oder nicht - und dann bin ich aber auch konsequent in meinem Handeln. Denn wie bereits angedeutet: als Richter verurteile ich ja auch nicht nur den einen Kriminellen und lass den Rest der Bande laufen. Solch ein Richter weiß nicht was er tut. Und genau solche Richter gibt es im VZ zur Zeit im Übermaß.


@Pisaei: hehe merkste was! Jetzt rate mal wer damals das Referat über kollaborative Filter gehalten hat... ;-)

Anonym hat gesagt…

ja hast schon recht! ich versteh, was du meinst. sowas passiert ja leider immer wieder. man muss ja nur einmal nachrichten gucken, ständig gibt es themen, die prinzipiell schon seit jahren brennen, aber erst ganz plötzlich zum großen thema werden, dann aber auch nur ein lichtlein bleiben.
beispiel: klimawandel *augen verdreh*

Jenson hat gesagt…

Oh mann, mir geht dieses Unkenntlichmachen der Namen im vz tierich auf die Nerven. Finde die Art und Weise des Protests an sich gut. Nur denke ich, dass viele Mitglieder im vz einfach nur mitziehen, weils gerade angesagt ist, ohne sich wirklich mit den aktuellen AGBs beschäftigt zu haben.

Aber auf kollobotidi...hmm..dingsbums Filter hättest mal noch bisl genauer eingehen können - kennt ja keine Sau;-)